SCHIELEN, BEHANDLUNG & ELTERNINFORMATIONEN

In unserer Praxis bieten wir Ihnen die Möglichkeit der Betreuung in einer Sehschule (Abteilung für Orthoptik). Unter der Leitung von Frau Anne Busse erfolgen in der Sehschule, in enger Zusammenarbeit mit den Augenärzten der Praxis, die Untersuchung, Diagnostik und Behandlung von Patienten mit:

  • Schielerkrankungen (Strabismus)
  • Sehschwächen (Amblyopie)
  • Störungen des ein-und beidäugigen Sehens
  • Augenzittern (Nystagmus)
  • Augenbewegungsstörungen (angeboren und erworben)
  • Neuroorthoptik
Als Spezialgebiete werden angeboten:
  • Orthoptische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsauffälligkeiten und deren Folgen
  • Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von sehbehinderten Patienten aller Altersgruppen (Low Vision)
  • „Reha“-Sehtraining für Patienten mit Sehstörungen und/oder Gesichtsfeldausfällen nach Hirnschädigung durch Unfall oder z.B. Schlaganfall

Schielen ist nicht nur ein Schönheitsfehler. Schielen ist eine dauerhafte oder immer wieder kehrende Fehlstellung der Augen.

Es gibt erworbene oder angeborene Formen von Augenfehlstellungen. Die Augen schauen nicht in die gleiche Richtung. Diese Fehlstellung kann auffällig, aber auch unauffällig, einseitig oder wechselseitig sein. Das Auge kann dabei nach innen, außen, oben, unten, verrollend oder auch kombiniert abweichen.
Die Fehlstellung der Augen beim Schielen führt dazu, dass die beiden entstehenden Bilder so weit voneinander abweichen, dass das Gehirn sie nicht mehr zu einem einzigen räumlichen Bild zusammenbringen kann. Dadurch entsteht ein störendes Doppeltsehen. Im Kindesalter wird das vom schielenden Auge übertragende Bild einfach ausgeschaltet.

Ohne Therapie kommt es in jungen Jahren zu einer zunehmenden Sehschwäche des ausgeschalteten Auges (Amblyopie). Bei betroffenen Babys und Kleinkindern ist deshalb der möglichst frühzeitige Behandlungsbeginn entscheidend: Je früher die Therapie beginnt, desto wirkungsvoller und weniger belastend ist sie für ein Kind.

Vier Millionen Menschen in Deutschland schielen, sowohl Kinder als auch Erwachsene. Davon sind knapp 50 % von einer sogenannten Schwachsichtigkeit (Amblyopie) betroffen. Zudem besitzt etwa 4 % der Bevölkerung kein räumliches Sehen (Stereosehen).

Ziel der orthoptischen Untersuchung und Behandlung ist:
  • Früherkennung des Schielens und der Sehschwäche
  • Behandlung und Beseitigung der Sehschwäche (gegebenenfalls durch Brille und Pflasterbehandlung)
  • Erreichen oder Verbesserung der beidäugigen Zusammenarbeit
  • Bei großen, bzw. konservativ nicht behandelbaren Schielfehlern Korrektur der Augenstellung durch die Augenmuskeloperation
Die orthoptische Diagnostik umfasst in aller Regel:
  • Sehschärfenbestimmung in Ferne/Nähe, ein-oder auch beidäugig
  • Überprüfung der Augenstellung in Ferne und Nähe, Messung des Schielwinkels
  • Überprüfung der beidäugigen Zusammenarbeit
  • Untersuchung der Beweglichkeit beider Augen
  • Überprüfung der Blickfolge-und Blickzielbewegungen
  • Gegebenenfalls Untersuchung des Farbsehens, des Kontrastsehens und der Lesegeschwindigkeit
  • Prüfung der Fixation
  • Bestimmung der Fehlsichtigkeit (bei Erstuntersuchungen immer nach Gabe von pupillenerweiternden Augentropfen)
Schielbehandlung und Operation

Eine geringe Fehlstellung (latentes Schielen) der Augen wird vom Gehirn zumeist problemlos akzeptiert. Bei ca. 50 % lässt sich die Fehlstellung der Augen jedoch nur durch einen operativen Eingriff beheben. Bei sehr kleinen Kindern warten wir in der Regel, bis das Kind verlässlich eine Brille trägt, mit beiden Augen etwa gleich gut sieht und sich ausreichend vom Augenarzt / von der Augenärztin untersuchen lässt. Bis dahin müssen wir die Sehschwäche des schielenden Auges zumeist mit einem `Klebepflaster´ (Okklusion) auf dem gesunden Auge trainieren: So „zwingen“ wir das schielende Auge zum Sehen. Eine Operation erfolgt dann zumeist im Vorschulalter.

In dem Fall, dass Kinder erst später mit dem Schielen beginnen (normosensorisches Spätschielen), sollte möglichst rasch ein Eingriff erfolgen. Denn das Kind ist bereits an einen normalen Seheindruck gewöhnt. Durch die plötzlich auftretenden Doppelbilder kann es sich deutlich gestört fühlen.

Bei einer Operation korrigieren wir den Schielwinkel des erkrankten Auges. Die Augenachse sollte danach parallel zum gesunden Auge gerichtet sein. Dazu müssen wir das Auge weder herausnehmen noch aufschneiden. Je nach gewünschtem Effekt lagern wir sie Augenmuskeln zurück oder straffen sie. In manchen Fällen können mehrere Eingriffe notwendig sein, um die Fehlstellung des Auges zu beheben.

Verhaltenshinweise für Eltern

Durch genaues Beobachten Ihres Kindes können Sie dazu beitragen, Sehstörungen frühzeitig zu erkennen.
Wir möchten Ihnen hierfür die Empfehlungen des Berufsverbands der Ärzte für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Deutschlands e.V.(BVKJD), des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands e.V.(BVA), des Berufsverbands der Orthoptistinnen Deutschlands e.V.(BOD) sowie unsere eigenen Empfehlungen ans Herz legen.

Sofortige augenärztlich-orthoptische Untersuchung im Säuglingsalter bei:

  • Augenzittern
  • Schielen
  • Hornhauttrübungen
  • Grau-weißlichen Pupillen
  • Sichtbaren Auffälligkeiten der Augen
  • Großen lichtscheuen Augen
  • Lidveränderungen (z.B.Herabhängen des/der Oberlider)

Augenärztlich-orthoptische Untersuchung mit 6-12 Monaten bei:

  • Frühgeborenen Kindern
  • Kindern mit allgemeinem Entwicklungsrückstand
  • Geschwistern oder Kindern von Schielpatienten oder stark Fehlsichtigen
  • Kindern aus Familien mit bekannten erblichen Augenerkrankungen

Augenärztlich-orthoptische Untersuchung mit 2-3 Jahren bei allen übrigen, auch unverdächtigen Kindern zur frühzeitigen Entdeckung eines kleinwinkligen Schielens oder eines optischen Brechungsfehlers.

Augenärztlich-orthoptische Untersuchung bei Patienten jeder Altersklasse sofort bei:

  • Akut aufgetretenem Schielen
  • Doppelbildern
  • Kopfschiefhaltung
  • Häufigem Zukneifen eines Auges
  • Häufigem Augenreiben
  • Akuten Gangstörungen
  • Danebengreifen
  • Anstoßen/Stolpern

Insgesamt gilt: Besonders einseitige Sehfehler werden oft zu spät erkannt! Nach der Entwicklung eines normalen beidäugigen Sehens kann in den Folgejahren noch ein gut behandelbares, plötzliches Innenschielen (normosensorisches Spätschielen) auftreten. Eine Überweisung in eine Augenarztpraxis, die auch kleine Kinder augenärztlich-orthoptisch untersucht, kann Klarheit über die Erkennung und Behandlung von Augen- und Sehfehlern bringen.

Sollten Sie Fragen haben, irgendwelche Auffälligkeiten bemerkt haben oder einfach unsicher sein, zögern Sie nicht uns anzusprechen. Wir beantworten gerne Ihre Fragen.

Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter.